7. November 2024

Warenkreditversicherung

In Deutschland werden jedes Jahr mehr als 4.5 Milliarden Tonnen Güter transportiert,

ausgeliefert und umgeschlagen. Es wird produziert, importiert und exportiert. Wenn ein Unternehmen eine Lieferung an seinen Kunden übergibt, unterzeichnet der einen Lieferschein. Damit bestätigt er den Empfang der Ware und deren Unversehrtheit.

Damit hat der Lieferant aber noch lange keine Zahlung für seine Waren erhalten. Der Lieferant erstellt erst eine Rechnung, wenn der unterzeichnete Lieferschein vorliegt und schickt diese an seinen Kunden. Das Zahlungsziel für die Warenlieferung ist meistens 30 Tage oder auch bis zu 6 Monate. Um seine Ware bezahlt zubekommen, muss der Lieferant also lange warten, das kann bis zu mehrere Monate dauern.

Der Lieferant gewährt dem Kunden also für eine Zeitspanne vom Tag der Lieferung bis zum Zahlungseingang einen Kredit. Mit der Warenkreditversicherung werden diese Geschäftsabläufe abgesichert. Damit er aber für sich eine Absicherung für seine gelieferten Waren haben möchte, kann er eine Warenkreditversicherung abschließen, die vor Forderungsausfälle bei Warenlieferungen schützen soll.

Der Unternehmer kann also sicher sein, dass seine Ware bezahlt wird oder eine Entschädigung ermöglicht wird, sollte der Kunde in Insolvenz gehen oder nicht zahlungsunfähig werden.

Warenkreditversicherung für Unternehmen

Die Warenkreditversicherung ist eine Art Kreditversicherung, die im spezifischen auch Lieferantenkredit genannt wird. Das Risiko eines Forderungsausfalls wird durch die Warenkreditversicherung abgefedert. Besonders für kleine und mittelständische Unternehmen, die keine hohen Kapitaldecken haben, wäre ein Ausfall einer Forderung existenzbedrohend. Geht ein Unternehmen nicht das Risiko ein, Waren an Kunden auf Lieferschein auszuliefern, fallen ihm die Absätze weg. Von vielen Kunden wird einfach erwartet, Waren zu bestellen, zu einem festgelegten Zeitpunkt beliefert zu werden und erst kurz vor Ablauf der Zahlungsfrist zu bezahlen. Die Zahlung der Ware erfolgt oft erst dann, wenn die Waren schon wieder weiter verkauft oder weiter verarbeitet sind.

Dem Lieferanten ist daher wichtig, auch bei den langen Zahlungszielen eine verlässliche Planungssicherheit zu erhalten. Mit der Warenkreditversicherung schützt man sich einfach vor ausbleibende Zahlungen und Forderungsausfälle durch Insolvenz.

Ein Unternehmen ist mit einer Warenkreditversicherung auch bei weltweiten Lieferungen geschützt. Hat ein Unternehmen einen neuen Kunden, kann er ihn nicht einschätzen. Selbst wenn man sich über jeden neuen Kunden freut, kann man nicht wissen, welche Liquidität oder Bonität vorhanden ist.

Die Bonität ist wichtig

Die Anbieter der Warenkreditversicherung sind Versicherungsgesellschaften, die jeden Kunden überprüfen. So wird von der Warenkreditversicherung eine Bonitätsprüfung des Kunden durchgeführt. So wird eine Analyse des Risikos für einen Forderungsausfalls durchgeführt und bewertet. Lehnt eine Warenkreditversicherung einen Kunden ab, ist das Risiko sehr ernst, einen Forderungsausfall zu erleiden. Der Unternehmer kann darauf dann reagieren, in dem er die Ware nicht ausliefert oder sich bei Lieferung die Ware bezahlen lässt. Hat ein Unternehmen einen neuen Kunden, kann er diesen Kunden über die Warenkreditversicherung überprüfen lassen. Aber auch Stammkunden werden durch die Warenkreditversicherung immer wieder überprüft. So kann die Versicherungsgesellschaft eine Risikobewertung erstellen und den Unternehmer vor Veränderungen in der Liquidität seiner Kunden informieren.

Eine Warenkreditversicherung ist nicht billig

Eine Warenkreditversicherung ist nicht billig. Hat ein Unternehmen pro Jahr eine Auslieferquote von Waren im Wert von 10 Millionen Euro mit einem Zahlungsziel von 30 Tagen, kostet die Warenkreditversicherung 10.000 Euro. Zudem kommt noch eine Selbstbeteiligung von 25 – 30 %, je nach Anbieter. Der Kostenfaktor für Jahresprämien und Gebühren liegt zwar damit im Promille Bereich, doch muss ein Unternehmen für jede Kundenüberprüfung zwischen 10 und 70 Euro zahlen, die in regelmäßigen Abständen dann immer wieder anfallen. Hat ein Unternehmen einen Kundenstamm von 1.000 Kunden, fallen diese weiteren Gebühren schwer ins Gewicht.

Bei den Überprüfungen werden Einträge bei Wirtschaftsauskunfteien heran gezogen, wie zum Beispiel die Creditreform, Schufa, Bürgel Wirtschaftsinformation oder Dun & Bradstreet. Hinzu kommen Informationen von Banken, eigene Zahlungserfahrungen und Recherchen sowie Veröffentlichungen im Bundesanzeiger. Wird diese Überprüfung erfolgreich und mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen, wird der Anbieter der Warenkreditversicherung eine Höhe der Deckungssumme festlegen.

Für viele Unternehmen ist dieser hohe Kostenfaktor ein Problem denn diese Kosten lassen sich nicht einfach auf den Preis für die Waren umlegen. Bei den Unternehmen wird dann mit Einsparungen und niedrigeren Produktionskosten versucht, diese Kosten zu kompensieren, damit man weiter wettbewerbsfähig bleibt.

Die Warenkreditversicherung ist aber auch nicht weg zudenken, denn das Risiko eines Forderungsausfalls ist größer als die Kosten durch eine Warenkreditversicherung.

Die größten Anbieter und Versicherer der Warenkreditversicherung und somit Marktführer sind, Euler Hermes, Coface Deutschland und Atradius. Aber auch andere Versicherungsunternehmen bieten die Warenkreditversicherung an, wie zum Beispiel AXA, R+V Versicherung, VHV Versicherung und Zürich Versicherung. Im Zuge der europäischen Harmonisierung werden auch ausländische Versicherungsanbieter in Deutschland tätig.

Im Leistungsfall, wenn der Abnehmer der Waren also zahlungsunfähig wird oder in Zahlungsverzug gerät, bekommt der versicherungsnehmende Unternehmer die Nettoforderung abzüglich der Selbstbeteiligung entschädigt. Mit dem Leistungsfall und der Entschädigungszahlung tritt der Unternehmer seine Forderungen an den Versicherer ab. Für die Warenkreditversicherung beginnt dann das Forderungsinkasso der Kreditversicherer. Eine Forderung durch die Inkassoabteilung der Warenkreditversicherung an den Abnehmer kann bis zu 30 Jahre verfolgt werden. Mit einem Mahnrythmus wird dann versucht, die ausstehenden Forderungen einzutreiben.

Zudem werden vom Versicherer bei den Wirtschaftsauskunfteien Eintragungen vorgenommen und Veröffentlichungen im Bundesanzeiger veranlasst. Die Risikoeinstufung des Abnehmers wird durch diese Maßnahmen höher eingestuft und bei späteren Überprüfungen durch die Warenkreditversicherung anderer Anbieter abgelehnt.

Kontrolle ist besser

Auch beim bestehenden Versicherungsschutz durch die Warenkreditversicherung kommt es durch die regelmäßige Überprüfung der Kunden zu Änderungen und Verschiebungen bei der Höhe der Versicherungssumme, der Liquiditätseinstufung oder

Bonität. Der Versicherer hält sich daher das Recht vor, getroffene Einstufungen einzelner Kunden in der Deckungssumme anzupassen oder sogar vom Versicherungsschutz auszuschließen. Der Unternehmer hat dann für den betroffenen Kunden eine eingeschränkte oder reduzierte Absicherung. Im Fall des wegfallenden Versicherungsschutzes muss der Unternehmer mit Forderungsausfall rechnen und darauf reagieren. Bei vielen Kunden wird dann, sofern es möglich ist, nur bei Sofortzahlung oder Vorauszahlung eine bestellte Ware geliefert, bis eine Bonität wieder hergestellt ist. Wird dieser Kunde bei späteren Überprüfungen wieder positiv eingestuft, kehrt auch der Versicherungsschutz eingeschränkt oder im vollen Umfang zurück. Bei Kunden, die durch wirtschaftliche oder konjunkturelle Veränderungen in Zahlungsverzug geraten, kann eine Wiederaufnahme der Zahlungsverpflichtungen zu einer positiven Einstufung führen.

Die Warenkreditversicherung ist für die deutsche Wirtschaft eine wichtige Absicherung für Warenlieferungen und Dienstleistungen. Unternehmen werden durch die Absicherung vor Totalverlust und finanziellen Einbußen geschützt. Zugleich können Unternehmen durch die Einstufungen durch die Warenkreditversicherung erfahren, wie gut der Kunde oder Abnehmer ist.